Geothermie gilt als wichtiger Baustein der Wärmewende. Das „Netzwerk innovative und grüne Fernwärme Norddeutschland“ (IGFN) widmete diesem Thema sein 7. Treffen am 9. November 2023. Die Mitglieder trafen sich in Schwerin, wo sie die im Sommer in Betrieb genommene Geothermieanlage im Stadtteil Lankow in Augenschein nahmen.
Gastgeber des Treffens waren die Stadtwerke Schwerin – Gründungsmitglied des Netzwerks IGFN und Betreiber eines Geothermie-Vorzeigeprojekts in Norddeutschland. Zunächst verschafften sich die Teilnehmenden einen thematischen Überblick: Dr. Markus Wolfgramm vom Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt in Mecklenburg-Vorpommern informierte über geothermische Aquifere, anschließend stellte René Rüdiger von den Stadtwerken Schwerin das Projekt Tiefengeothermie Schwerin schon einmal auf theoretischer Ebene vor.
Auf großes Interesse stießen auch die weiteren Vorträge über „Netzmaßnahmen für die Transformation des Fernwärmenetzes“ von Toni Loth (Stadtwerke Schwerin) und „Geothermie im geschlossenen System mit Eavor-Loop“ von Dr. Carsten Reinhold von der Eavor GmbH. Danach begann der praktische Teil des Treffens: Die Teilnehmenden fuhren gemeinsam zur Besichtigung der Geothermieanlage Schwerin. Diese war vor wenigen Monaten unter anderem im Beisein von Bundeskanzler Scholz und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig offiziell in Betrieb genommen worden.
Ortstermin an der Geothermieanlage Schwerin
Die Nutzung der Erdwärme für das gut ausgebaute Fernwärmenetz der Stadt Schwerin ist ein konsequenter Schritt in Richtung einer nachhaltigen und klimafreundlichen Energiegewinnung. Für die Netzwerk-Mitglieder bot sich die Chance, sich vor Ort ein Bild von der Funktionsweise der Anlage zu machen. Bei der aufschlussreichen Führung wurden die vielen interessierten Fragen der Teilnehmenden ausführlich beantwortet.
Die Geothermiebohrung hat eine Tiefe von ca. 1.200 Metern und verfügt über eine Soletemperatur von 56°C. Für die Wärmegewinnung wird die Sole mithilfe einer leistungsstarken Pumpe an die Oberfläche befördert. Die geothermische Energie wird dann durch Wärmetauscher ausgekoppelt und in einem ersten Schritt mittels Großwärmepumpen auf rund 80°C erhitzt. Je nach Außentemperatur wird die Wassertemperatur nur bei Bedarf im Heizkraftwerk Lankow noch einmal erhöht und anschließend in das Fernwärmenetz eingespeist. Das abgekühlte Thermalwasser wird über eine Injektionsleitung wieder der gleichen Gesteinsschicht zugeführt, sodass ein geschlossener Kreislauf entsteht.
Wir bedanken uns bei den Stadtwerken Schwerin für die Organisation dieses spannenden Tages!
Das „Netzwerk innovative und grüne Fernwärme Norddeutschland“ verbindet Versorgungsunternehmen aus dem norddeutschen Raum mit dem Ziel, Ideen und Erfahrungen zur klimaneutralen Gestaltung von Fernwärmenetzen auszutauschen und Lösungsansätze voranzutreiben. Initiiert wurde das Netzwerk vom Hamburg Institut, der AGFW unterstützt das Vorhaben als Partner.
Ansprechpartner:
Dr. Henrik Pieper