Als eine der ersten Kommunen in Schleswig-Holstein hat Neustadt in Holstein im Juli 2024 eine kommunale Wärme- und Kälteplanung vorgelegt. Sie bildet die Basis für die künftige Gestaltung der treibhausgasneutralen Wärmeversorgung vor Ort. Mit dem Wissen über vorhandene Potenziale innerhalb des Stadtgebiets lässt sich insbesondere der Ausbau von Wärmenetzen gezielt vorantreiben. Anhand der im Rahmen der Wärmeplanung geschaffenen Datengrundlage können konkrete Umsetzungsmöglichkeiten erarbeitet und in die Wege geleitet werden.
Hintergrund & Aufgabe
Mit dem novellierten Energiewende- und Klimaschutzgesetz (EWKG) verfolgt das Land Schleswig-Holstein das Ziel, bis 2040 treibhausgasneutral zu sein. Die Stadt Neustadt in Holstein gilt als Unterzentrum mit Teilfunktionen eines Mittelzentrums und muss bis Ende 2024 einen Wärme- und Kälteplan vorlegen. Die Stadt Neustadt in Holstein hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu sein. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist die kommunale Kälte- und Wärmeplanung (KWP). Die Stadt Neustadt in Holstein hat die Stadtwerke als Eigenbetrieb mit der Erstellung des Wärmeplans beauftragt. Das Hamburg Institut hat – gemeinsam mit dem dänischen Ingenieurbüro PlanEnergi – den Prozess unterstützt.
Ziel der KWP ist vor allem, den Bürgerinnen und Bürgern sowie der lokalen Wirtschaft Sicherheit und Orientierungshilfen zu geben. Ermittelt wurde, wo eine zentrale Wärmeversorgung entstehen kann und wo Eigentümer selbst aktiv planen müssen. Zudem wurde ein Fahrplan entwickelt, wie Neustadt bis 2035 das gesteckte Klimaziel erreichen und die 26.000 t Treibhausgas-Emissionen aus der Wärmeversorgung der privaten Haushalte auf nahezu null reduzieren kann.
Inhalt & Ergebnisse
Im Rahmen der Bestands- und Potenzialanalyse wurden Energie- und Treibhausgasbilanzen erstellt sowie potenzielle erneuerbare Energiequellen in der Region bewertet. Aktuelle und zukünftige Energiebedarfe wurden ermittelt und mögliche Einsparpotentiale analysiert. Mithilfe eines Zielszenarios wurden Maßnahmen zur Umsetzung identifiziert und wirtschaftlich bewertet – quasi der Fahrplan zur Gestaltung der klimaneutralen Wärmeversorgung. Im Ergebnis entstand die Wärmewendestrategie, die für das gesamte Stadtgebiet von Neustadt in Holstein sechs Eignungsgebiete und sechs Prüfgebiete für Wärmenetze sowie zwei Sanierungsgebiete aufzeigt.
Ein wichtiger Baustein war zudem die Akteursbeteiligung: Im Sinne einer breiten öffentlichen Akzeptanz muss sichergestellt werden, dass die Interessen aller Beteiligten der Stadt berücksichtigt und diese informiert werden. Zu diesem Zweck wurden öffentliche Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung sowie regelmäßige Arbeitsgruppen mit ausgewählten lokalen Praxispartnern durchgeführt.
Felix Landsberg, Senior Berater und Projektleiter auf Seiten des Hamburg Instituts zieht ein erfolgreiches Fazit: „Die kommunale Wärmeplanung gibt Neustadt in Holstein Handlungsoptionen und Maßnahmenvorschläge für die künftige Gestaltung der klimaneutralen Wärmeversorgung an die Hand. Insbesondere dem weiteren Ausbau der Wärmenetze kommt dabei hohe Bedeutung zu. Hier haben die Stadtwerke bereits wichtige Planungen und Projekte angestoßen. Mit dem Wissen über weitere Potenziale innerhalb des Stadtgebiets lässt sich der Ausbau gezielt vorantreiben. Anhand der im Rahmen der Wärmeplanung geschaffenen Datengrundlage können die Verwaltung und die Stadtwerke nun mit weiteren Akteuren konkrete Umsetzungsmöglichkeiten erarbeiten und in die Wege leiten.“