Die Stadt Jena strebt kommunale Treibhausgasneutralität bis 2035 an. Um dies zu erreichen, gilt es unter anderem die Wärmeversorgung zu transformieren und strategisch zu planen. Das Hamburg Institut erarbeitet hierfür eine kommunale Kälte- und Wärmeplanung für die Stadt Jena und prüft, mit welchen Lösungskombinationen eine klimaneutrale Versorgung am kosteneffizientesten zu erreichen ist.
Hintergrund & Aufgabe
Die Bundesregierung verfolgt das Ziel der Treibhausgasneutralität (THG-Neutralität) bis 2045. Die Stadt Jena will dieses Ziel bereits zehn Jahre früher erreichen – das erfordert eine umfassende Transformation, die neben technischen Lösungen vor allem einer strategischen und bereichsübergreifenden Steuerung bedarf. Der Wärme- und Kälteplanung kommt dabei eine entscheidende Rolle zu: Der Gebäudesektor trägt mit rund 16 Prozent zu Deutschlands Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) bei, ein großer Teil dieser Emissionen lässt sich auf den Wärmebedarf zurückführen.
Damit Klimaschutzmaßnahmen wirtschaftlich effizient sind und einen hohen Effekt hinsichtlich der Zielerreichung entfalten können, ist es vorteilhaft, nicht nur einzelne Gebäude mit den Maßnahmen zu adressieren, sondern gleich ganze Städte oder Quartiere. Die kommunale Wärmeplanung bietet Gemeinden ein effektives Instrument, um den Transformationsprozess in diesem Bereich strategisch zu planen und umzusetzen. In Thüringen ist die kommunale Wärmeplanung aktuell noch nicht verpflichtend – umso bedeutender, dass sich Jena bereits vor einer Verpflichtung auf diesen Weg begibt. Die Wärmeplanung rechtzeitig anzugehen und damit dem Beispiel vieler weiterer Städte zu folgen, ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität.
Im Zentrum der kommunalen Kälte- und Wärmeplanung steht die Frage, welche Lösungen wie kombiniert für eine klimaneutrale Wärmeversorgung am kosteneffizientesten sind, und – mindestens genauso relevant – mit welchen Maßnahmen dieser Zustand erreicht werden kann. An dieser Fragestellung arbeitet das Hamburg Institut ab sofort gemeinsam mit dem Projektpartner LBD Beratungsgesellschaft Berlin.
Inhalt & Arbeitspakete
Zur Erreichung der THG-Neutralität im Wärmesektor sind vier wesentliche Handlungsfelder in den Blick zu nehmen:
- Reduzierung des Wärmebedarfs durch energetische Grundsanierung
- Ausweitung der Wärmenetze (Verdichtung/Ausweitung Nahwärme, neue Quartiersnetze, Neubaugebiete)
- Dekarbonisierung und Umbau der Wärmenetze durch Umstellung auf erneuerbare Wärmequellen und entsprechende Anpassung der Netzperipherie
- Dekarbonisierung der dezentralen Wärmeversorgung durch Phase-out von Erdgas und Heizöl. Ersatz insbesondere durch Wärmepumpen
Das Ziel der THG-Neutralität ist nur durch eine Kombination von Maßnahmen aus allen Handlungsfeldern zu erreichen. Die kommunale Wärmeplanung für Jena umfasst folgende Arbeitsschritte:
- Bei der Analyse des Ist-Zustands werden Daten erfasst, der Wärmebedarf ermittelt sowie Infrastrukturplanungen und Bestandsstrukturen betrachtet.
- Es folgen die Prognose des künftigen Wärmebedarfs sowie eine Potenzialanalyse.
- Anschließend wird ein klimaneutrales Zielszenario zur Wärmeversorgung 2035 entwickelt
- und auf dieser Basis eine kommunale Wärmewendestrategie mit priorisiertem Maßnahmenkatalog aufgesetzt.
- Begleitend wird ein Konzept zur Akteursbeteiligung erarbeitet, um die verschiedenen Stakeholder in Jena sowie die Öffentlichkeit im Sinne größtmöglicher Akzeptanz frühzeitig einzubinden.