Die Stadt Osnabrück will bis 2040 klimaneutral werden, die Kommunalverwaltung bereits bis 2030. Um die dafür notwendigen Potenziale und Maßnahmen zu identifizieren, hat die Stadt das Hamburg Institut mit der Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes beauftragt. Das Ziel ist es, ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen in allen Sektoren und Handlungsfeldern zu entwickeln und in die Umsetzung zu bringen. Im Sinne einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz und Unterstützung werden dabei möglichst viele Akteur:innen frühzeitig eingebunden.
Hintergrund & Aufgabe
2022 fasste der Rat der Stadt Osnabrück den Beschluss, dass die ganze Stadt bis spätestens 2040 klimaneutral werden soll. Die Kommunalverwaltung samt aller Liegenschaften soll dieses Ziel bereits 2030 erreichen. Vorausgegangen war ein entsprechendes Bürgerbegehren, vorangetrieben von der Initiative „Osnabrück Klimaneutral“.
Zu den Kernpunkten des Bürgerbegehrens gehörte die Aufforderung an die Politik, die Osnabrücker Klimaschutzziele an die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens anzugleichen – und somit eine deutlich frühere Klimaneutralität anzustreben als bisher geplant (2040 statt 2050). Wie dies konkret erreicht werden kann, soll nun im sogenannten „Vorreiterkonzept Klimaschutz“ aufgezeigt werden, welches vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird.
Ziel & Inhalt
Das Vorreiterkonzept Klimaschutz soll einen strategischen Fahrplan bilden, um Klimaschutzpotenziale zu identifizieren und ambitionierte Maßnahmen über alle Sektoren und Handlungsfelder hinweg zu entwickeln.
Als Basis für das Konzept dienten unter anderem städtische Grundlagen wie etwa der „Masterplan 100 % Klimaschutz“ Dieser hat die CO2-Bilanz der Stadt bereits deutlich verbessert: Gegenüber 1990 wurden im Jahr 2019 42 Prozent weniger CO2-Emissionen in Osnabrück emittiert. Doch seit der Erstellung sind mittlerweile fast zehn Jahre vergangen, so dass aufgrund veränderter Rahmenbedingungen eine Neubetrachtung notwendig ist.
Das Hamburg Institut widmete sich diesem Vorhaben seit Anfang 2023 und erarbeitete das Vorreiterkonzept Klimaschutz in insgesamt neun Arbeitspaketen:
- Ist-Analyse, Endenergie- und Treibhausgas-Bilanz
Hier wurde deutlich, dass in der Stadt Osnabrück vor allem die Sektoren private Haushalte und Verkehr für einen Großteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. - Potenzialanalyse
Hier wurden die Handlungsfelder Strom, Wärme und Mobilität beleuchtet. - Szenarienrechnung
Im Vorreiter-Szenario werden alle ermittelten Potenziale einbezogen, das Trend-Szenario stellt die „sowieso“-Entwicklungen, vor allem mit Bezug zu den Zielen auf Bundesebene, dar. - Minderungsziele
Für alle Sektoren wurden Minderungsziele erarbeitet, die Reduktionsziele in Fünfjahresschritten vorgeben. - Akteursbeteiligung
Die Einbindung lokaler Akteur:innen in den Prozess stellte einen zentralen Anspruch an die Arbeit am Vorreiterkonzept Klimaschutz dar. Die Einbindung erfolgte im Rahmen von insgesamt 13 Beteiligungsterminen, um von Anfang an Akzeptanz und Unterstützung für die Entwicklung und Umsetzung der Maßnahmen zu schaffen. - Maßnahmenplan
Dieser bildet das Herzstück des Vorreiterkonzepts und enthält rund 100 Maßnahmen aus den Handlungsfeldern Strom, Wärme, Mobilität, Landwirtschaft und Landnutzung sowie Beschaffung und Ernährung. - Verstetigung
Osnabrück weist bereits sehr gute Voraussetzungen im Bereich Verstetigung auf, da Klimaschutz bereits in vielen Aspekten der städtischen Aktivitäten verankert ist. - Controlling
Hier sollte eine Kombination aus Bottom-up- und Top-Down-Monitoring erfolgen. Die von der Stadt bereits etablierten Top-Down-Ansätze in Form von Energie- und Treibhausgasbilanzen werden durch Bottom-up Monitoring, welches sich auf die Umsetzung und Wirkung der einzelnen Maßnahmen bezieht, erweitert. - Kommunikationsstrategie
Hier wurden Maßnahmenvorschläge erarbeitet, um das Vorreiterkonzept Klimaschutz bei den Bürgerinnen und Bürgern sowie weiteren relevanten Stakeholdern bekannt zu machen.
Ergebnis
Der umfangreiche Abschlussbericht umfasst die Ergebnisse der oben aufgeführten Arbeitspakete sowie einen zusätzlichen Teil zum Thema Klimaneutrale Kommunalverwaltung. Im Bericht werden rund 100 Maßnahmen aus den Handlungsfeldern Strom, Wärme, Mobilität, Landwirtschaft und Landnutzung sowie Beschaffung und Ernährung vorgestellt. Es wurde deutlich, dass in den Handlungsfeldern Wärme und Mobilität in den kommenden Jahren besonders viele Treibhausgas-Einsparungen notwendig sind, weswegen diesen ein besonderer Fokus gilt.
Um möglichst schnell die größtmögliche Emissionsmenge einzusparen, traf das Hamburg Institut in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung eine Auswahl von 19 prioritären Maßnahmen aus verschiedenen Handlungsfeldern, die mit den bestehenden personellen und finanziellen Ressourcen sofort umgesetzt werden können.
Weitere Informationen
Weitere Informationen der Stadt Osnabrück: „Der Osnabrücker Weg zur Klimaneutralität 2040 – Vorreiterkonzept Klimaschutz“