Das Hamburg Institut erstellt für Neuenbrook eine Machbarkeitsstudie für ein kommunales Wärmenetz. Ziel der Gemeinde ist ein vollständig treibhausgasneutrales Wärmenetz als Alternative zur dezentralen, fossil-basierten Wärmeversorgung. Geprüft wird, welche regenerativen Potenziale und Abwärmequellen lokal zur Verfügung stehen und wie diese in ein Wärmenetz eingebunden werden könnten. Ergebnis der Machbarkeitsstudie wird ein Überblick möglicher Optionen und die Empfehlung für eine bevorzugte Variante hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Verfügbarkeit sein.
Hintergrund
Auf die Frage nach der künftigen Wärmeversorgung für Neuenbrooker Haushalte sucht die Gemeinde in Schleswig-Holstein effiziente und klimafreundliche Antworten und prüft Optionen für die Errichtung eines kommunalen Wärmenetzes. Voraussetzung für die Bewilligung von Fördermitteln für ein solch umfangreiches Vorhaben ist die Erstellung einer Machbarkeitsstudie. Diese wird im Rahmen von Modul I der „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze“ (BEW) vom Hamburg Institut erstellt.
Noch verfügen alle Haushalte in Neuenbrook über dezentrale Heizungslösungen. Für die Gebäude des Ortskerns und einiger angrenzender Straßen arbeitet die Gemeinde an einer zukunftsweisenden Idee: In einer neu zu errichtenden Elektrolyseanlage soll Wasserstoff vor Ort produziert werden; die dabei entstehende Abwärme würde über ein kommunales Wärmenetz in die Neuenbrooker Haushalte gelangen und dort zur Beheizung genutzt. Der für die Elektrolyse erforderliche Strom käme direkt aus der Nachbarschaft: aus den Solar- und Windparks der Gemeinde.
Aufgabe & Vorgehensweise
Diese und weitere Varianten zur Wärmeversorgung sind Gegenstand der Machbarkeitsstudie. Die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Neuenbrook mit rund 700 Einwohnerinnen und Einwohnern und dem Hamburg Institut dazu begann bereits 2023: Gemeinsam wurde der Antrag für eine BEW-Förderung gestellt, im November 2023 kam der Bewilligungsbescheid mit einer Förderzusage für 50 Prozent der Kosten. Die Studie beinhaltet mehrere Bausteine und Arbeitsschritte:
- Wärmebedarfsermittlung: Dabei werden die zu versorgenden Gebäude inkl. der aktuellen Wärmeversorgung datenschutzkonform aufgelistet und räumlich dargestellt.
- Potenzialanalyse: Mögliche regenerative Potenziale und Abwärmequellen in der näheren Umgebung werden erfasst und ihre Nutzbarkeit sowie der eventuelle Bedarf an Wärmespeichern bewertet. Ein besonderer Fokus der Betrachtungen liegt auf der Abwärmenutzung des oben beschriebenen Elektrolyseurs.
- Sollanalyse des Wärmenetzes: In diesem Arbeitsschritt werden alle Wärmeerzeuger, Übergabestationen und technische Parameter des zukünftigen Wärmenetzes sowie die CO2– und Primärenergieeinsparungen dargestellt. Potenziale und unterschiedliche Varianten der Wärmeversorgung werden betrachtet und hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Verfügbarkeit untersucht. Ziel ist ein vollständig treibhausgasneutrales Wärmenetz.
- Wirtschaftlichkeitsabschätzung: Schließlich erfolgt eine wirtschaftliche Abschätzung des zukünftigen Wärmenetzes. In dem Zuge werden die Risiken analysiert und ein Finanzierungskonzept ausgearbeitet.
- Pfad zur Treibhausgasneutralität: In diesem Schritt wird aufgezeigt, wie das Wärmenetz bis spätestens 2045 sukzessive vollständig treibhausgasneutral mit Wärme versorgt wird. Die dafür erforderlichen Maßnahmen werden aufgeführt und erläutert.
Die Machbarkeitsstudie entsteht in enger Abstimmung mit der Gemeindevertretung, dem Dorfentwicklungsausschuss und dem Amt Krempermarsch, zu dem die Gemeinde Neuenbrook gehört. Ende 2024 soll die Studie vorliegen.