Studie im Auftrag des Landes Berlin (10/2021)

Wärmestrategie für Berlin

Wie kann Klimaneutralität im Wärmesektor gelingen? Und welche Maßnahmen muss Berlin ergreifen, um die rund 360.000 Wohn- und Nichtwohngebäude der Hauptstadt umweltfreundlich mit Heizwärme und Warmwasser zu versorgen? Diese und weitere Fragen stehen im Fokus der Wärmestrategie für das Land Berlin. Die von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) beauftragte Studie wurde vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) zusammen mit dem Hamburg Institut durchgeführt.

Ausgangssituation

Berlin hat sich vorgenommen, bis spätestens 2045 klimaneutral zu werden. Dafür müssen insbesondere die Emissionen aus dem Wärmesektor, die derzeit fast die Hälfte der CO2-Emissionen Berlins ausmachen, möglichst vollständig reduziert werden. Der klimaneutrale Umbau der Wärmeversorgung ist eine Aufgabe von enormer Tragweite. Es gilt, fossile Brennstoffe in weniger als 25 Jahren vollständig durch Effizienz-Technologien und erneuerbare Energien (EE) zu ersetzen. Ein derart umfassendes Vorhaben wie die Berliner Wärmewende kann nur auf der Grundlage einer langfristig orientierten Strategie Erfolg haben. Eine solche Strategie muss darauf ausgerichtet sein, möglichst effizient, effektiv und sozialverträglich über viele Jahre hinweg kontinuierlich private und öffentliche Investitionen in Milliardenhöhe in den klimaneutralen Umbau der Wärmeversorgung zu lenken.

Ziel & Vorgehen

Die Studie versteht sich als fachliche Grundlage für die weiteren Diskussionen und Entscheidungen hinsichtlich der Umsetzung einer Wärmestrategie im Land Berlin. Ziel war es, Maßnahmen und Instrumente sowie einen zeitlichen Stufenplan zu entwickeln, mit dem die Klimaschutzziele im Wärmesektor erreicht werden können. Die Erarbeitung der Studie erfolgte unter Einbindung relevanter Akteure und Stakeholder. Zwischenergebnisse wurden mit Mitgliedern der Berliner Verwaltung sowie mit Akteuren der Verwaltung, der Berliner Wohnungswirtschaft, Energiewirtschaft und NGOs diskutiert. Zudem fanden Gespräche mit ausgewählten Akteuren zu Daten und Informationen zur aktuellen und zur geplanten Entwicklung der Berliner Wärmeversorgung statt.

Inhalte & Empfehlungen

Ergebnis der Studie ist die Empfehlung für eine Wärmestrategie mit abgestimmten Instrumenten und einem Umsetzungsplan, der als Fahrplan für den Umsetzungsprozess der Wärmewende in Berlin dienen kann. Im Fokus stehen hierbei die Aspekte Effizienz, Erneuerbare Wärme und Abwärme, Elektrifizierung und Wärmenetze. Aufbauend auf den technischen Empfehlungen für den Wandel der Wärmeversorgung werden die folgenden instrumentellen Grundprinzipien für die Berliner Wärmewende betrachtet: räumliche Planung und raumspezifische Instrumentierung, ordnungsrechtliche Rahmensetzung mit förderpolitischer Flankierung sowie Regulierung der Fernwärme.

Zu den in der Studie analysierten und vorgeschlagenen Instrumenten und Maßnahmen gehören:

  • Dekarbonisierung der Fernwärme
  • 100 Prozent erneuerbare Strom- und Gasversorgung
  • Sicherstellung sozialverträglicher Preise
  • Änderung der Genehmigungspraxis für energetische Sanierungen auf hohem Niveau
  • Erstellung eines Wärmekatasters
  • Erstellung einer räumlichen Wärmeplanung
  • Umfassende Erhebung der Potenziale an erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme in Berlin
  • Instrumente wie Verbrennungsverbote und -beschränkungen für fossile Feuerungsanlagen, Förderungen für Quartierskonzepte sowie gezielte Beratungsangebote
  • Einführung einer landesrechtliche Nutzungspflicht für erneuerbare Energien beim Heizungstausch in Bestandsgebäuden
  • Entwicklung neuer Instrumente zur Finanzierung und Absicherung

Alle Instrumente, die die Wärmestrategie für Berlin vorschlägt, sollten zeitnah geprüft, entwickelt und bei entsprechender Umsetzbarkeit eingeführt werden, um möglichst schnell eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu ermöglichen. Das Land Berlin sollte ein Monitoring für die Wärmewende aufsetzen. Auf der Grundlage der Entwicklung des Wärmemarktes kann dann in den nächsten Jahren regelmäßig entschieden werden, welche Anpassungen, Ausweitungen und Verschärfungen der Instrumente der Wärmestrategie es in Zukunft braucht.

Der gesetzliche Rahmen und die verfügbaren Förderungen auf Bundesebene beeinflussen die Berliner Wärmewende stark. Die Studie zeigt aber, dass auch Bundesländer und Städte viele Handlungsmöglichkeiten haben, die Wärmewende voranzubringen

„Wir brauchen räumlich-differenzierte Zielbilder der zukünftigen Wärmeversorgung, um die am besten geeigneten und kosteneffizientesten Maßnahmen und Instrumente zu identifizieren. In Ein- und Zweifamilienhausgebieten sollte der Fokus auf dem Wechsel hin zu Wärmepumpen liegen. In Mehrfamilienhausgebieten mit Netzinfrastruktur geht es hingegen um die Dekarbonisierung der Fernwärme und den Wechsel von Gasheizungen zu Fernwärme.“

christian maass

Links und Downloads

„Entwicklung einer Wärmestrategie für das Land Berlin“ (Kurzfassung)

„Entwicklung einer Wärmestrategie für das Land Berlin“ (komplette Studie)

Pressemitteilung vom 19.10.2021